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Deutschlands Stärken

Unternehmerische Erfolgsgeheimnisse Deutschlands Stärke hat 13 Gründe 14.10.2012 · In keinem Land der Erde sind mehr Weltmarktführer beheimatet als in Deutschland. Berater und Wissenschaftler sind auf der Suche nach dem deutschen Erfolgsgeheimnis. Wer genau hinschaut, findet deren mehrere. Von HERMANN SIMON Artikel Es war im Jahr 1986, als mich Harvard-Professor Ted Levitt, der den Ausdruck Globalisierung populär machte, fragte, warum die deutsche Wirtschaft im Export immer vorn mitspiele. In den 25 Jahren seither hat sich wenig geändert. Zehnmal waren wir in diesem Zeitraum Exportweltmeister. Auch 2011 brachte wieder einen neuen Rekord. Der Export, nicht die Binnennachfrage, ist für unseren Wohlstand und die niedrige Arbeitslosigkeit verantwortlich. Noch nie war das Interesse am „deutschen Modell“ so groß wie heute. Was sind also die Wurzeln unserer Wettbewerbsstärke? Zwei Antworten seien vorangestellt. Erstens gibt es nicht die eine, alles erklärende Ursache. Und zweitens, es liegt nicht an den Großunternehmen. Die Vereinigten Staaten haben viermal und Japan hat doppelt so viele Fortune Global 500-Unternehmen wie Deutschland, sogar Frankreich hat mehr als wir. Die Hauptursache für den anhaltenden deutschen Exporterfolg liegt in der Stärke unseres Mittelstandes oder, präziser gesagt, der Elite des Mittelstandes, den sogenannten „Hidden Champions“. Seit 25 Jahren sammle ich die Namen dieser wenig bekannten mittelständischen Weltmarktführer. Meine globale Liste umfasst 2734 Unternehmen, von denen sage und schreibe 1307 aus Deutschland stammen. Die Hidden Champions stehen für gut ein Viertel der deutschen Exporte. Sie sind ein in der Welt einzigartiges Phänomen. Deutschland hat 16 Hidden Champions je eine Million Einwohner, in Frankreich sind es 1,1, in den Vereinigten Staaten 1,2, in Japan 1,7. Lediglich Österreich und die Schweiz weisen mit knapp 14 ähnliche Werte wie Deutschland auf. Warum gibt es bei uns so viele Hidden Champions? Bei dem Versuch, diese Frage zu beantworten, stoßen wir auf ein Bündel von Einflussfaktoren, die teilweise weit in die Geschichte zurückreichen und letztlich die deutsche Exportstärke erklären. © ILLUSTRATION F.A.Z. Weltmarktführer Deutschland - jedenfalls in vielen Bereichen Unternehmerische Erfolgsgeheimnisse: Deutschlands Stärke hat 13 Grün... http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/unternehmerische-erf... 1 von 4 16.10.2012 10:48 1. Historische Kleinstaaterei Anders als beispielsweise Frankreich war Deutschland bis Ende des 19. Jahrhunderts kein Nationalstaat, sondern eine Ansammlung von Kleinstaaten. Jeder Unternehmer, der wachsen wollte, musste internationalisieren. Der Drang zur Internationalisierung steckt den deutschen Unternehmern im Blut und setzt sich bis heute fort. Sie beginnen viel früher und bei kleinerer Unternehmensgröße als ihre ausländischen Kollegen mit dem Export. Das ist der Nährboden, auf dem Hidden Champions und Exporterfolge gedeihen. 2. Traditionelle Kompetenzen In vielen deutschen Regionen gibt es jahrhundertealte Kompetenzen, die ihr Licht bis in die Gegenwart werfen. So wurden im Schwarzwald seit je Uhren gefertigt, das erforderte hohe feinmechanische Kompetenzen. Schließlich gilt die Uhrmacherei als „the key machine of the modern industrial age“ (Lewis Mumford). Heute gibt es im Raum Tuttlingen am Schwarzwaldrand mehr als 400 medizintechnische Unternehmen, die aus dieser feinmechanischen Tradition entstanden sind, einige sogar direkt aus Uhrmachereien. Oder nehmen wir Göttingen. Wieso finden wir dort 39 Hersteller von Messtechnik, viele von ihnen Weltmarktführer? Die Erklärung liegt darin, dass die mathematische Fakultät der Universität Göttingen über Jahrhunderte führend war. Einige dieser Firmen gehen auf Prinzipien zurück, die Carl Friedrich Gauss entdeckte. Der frühere Siemens-Vorstand Edward Krubasik sagt dazu: „Deutschland nutzt die Technologiebasis, die bis ins Mittelalter zurückgeht, um im 21. Jahrhundert erfolgreich zu sein. 3. Herausragende Innovationskraft Nehmen wir als Indikator der Einfachheit halber die vom Europäischen Patentamt gewährten Patente. Dann hat Deutschland je Kopf mehr als doppelt so viele Patente wie Frankreich, viermal so viele wie Italien, fünfmal so viele wie Großbritannien und 18-mal so viele wie Spanien - von Portugal (56-mal so viele) und Griechenland (110-mal so viele) ganz zu schweigen. Lediglich die Schweiz und Schweden liegen in den Pro-Kopf-Patentzahlen noch vor uns. Unsere Innovationskraft ist im europäischen Kontext herausragend und kann sich auch im globalen Maßstab sehen lassen. 4. Starke Produktionsbasis Anders als beispielsweise Großbritannien und die Vereinigten Staaten hat Deutschland seine Produktionsbasis erhalten. Während dies bis vor kurzem als rückständig galt, werden wir heute dafür bewundert. Die Korrelation zwischen Produktionsbasis und Leistungsbilanzsaldo ist mit 79 Prozent extrem hoch. Deutschland mag in diesem Sinne zwar altmodisch sein, aber ist nicht zuletzt deswegen im Export erfolgreich. 5. Entwicklung der Lohnstückkosten Die deutschen Exporte profitierten in den letzten zehn Jahren massiv von der günstigen Entwicklung der Lohnstückkosten. Diese sind von 2002 bis 2010 mit Ausnahme der Krisenjahre 2008/9 nur moderat gestiegen oder sogar gefallen, während sie im Euroraum insgesamt um 22 Prozent und in Frankreich um 26 Prozent anzogen. Der Anstieg in Deutschland betrug hingegen nur 6 Prozent. Weitere Artikel Daimler lässt Streit mit Betriebsrat eskalieren © DPA Auch Mathematiker Carl Friedrich Gauß hat seinen Anteil am deutschen Welterfolg Unternehmerische Erfolgsgeheimnisse: Deutschlands Stärke hat 13 Grün... http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/unternehmerische-erf... 2 von 4 16.10.2012 10:48 Gute Auftragslage: VW übernimmt 570 Leiharbeiter in Baunatal Grube: Die Bahn ist winterfest 6. Scharfe Konkurrenz Michael Porter hat auf die enge Korrelation zwischen scharfer interner Konkurrenz und dauerhafter internationaler Wettbewerbsfähigkeit hingewiesen. Ein Drittel der Hidden Champions sehen ihre schärfsten Wettbewerber in Deutschland, oft sogar in regionaler Nähe. Die harte interne Konkurrenz trägt entscheidend zur Export- und Wettbewerbsstärke deutscher Unternehmen bei. 7. Made in Germany Aus dem 1887 von den Engländern als Zeichen für minderwertige Qualität gedachten „Made in Germany“ ist heute genau das Gegenteil geworden, ein Gütesiegel erster Klasse. Es besteht kein Zweifel, dass „Made in Germany“ und die dahinterstehende Qualität wesentlich zum anhaltenden deutschen Exporterfolg beitragen. 8. Industriecluster Dazu zählen traditionelle Cluster wie etwa für Schneidwaren in Solingen, Wälzlager in Schweinfurt, Schließtechnik in Velbert oder Bleistifte in Nürnberg. Andere, wie das Ventilatorencluster in Hohenlohe, das Interfacecluster in Ostwestfalen, das Isoliergefäßecluster in Wertheim oder das Windenergiecluster in Norddeutschland sind jüngeren Ursprungs. Solche Cluster versammeln höchste Kompetenz weltweit in einer Region und fördern Höchstleistung. 9. Unternehmercluster Neben den branchenbezogenen Industrieclustern finden wir eine andere Art von Konzentration, die ich Unternehmercluster nenne. Häufig gibt es in enger Nachbarschaft mehrere Hidden Champions, die nicht in der gleichen Branche tätig sind, also keinem Industriecluster angehören. Windhagen im Westerwald hat 4260 Einwohner und drei mittelständische Weltmarktführer: Wirtgen bei Straßenfräsen, JK bei professionellen Sonnenbräunern und Geutebrück bei Überwachungssystemen. Ähnliches beobachtet man quer durch die Republik in Neutraubling in Niederbayern, in Künzelsau, in Haiger in Hessen, in Oberkochen auf der Ostalb oder in Verden an der Aller, um nur einige Orte mit Hidden Champions-Clustern zu nennen. Was geht hier vor? Die Erklärung liegt in einem sozialen Ansteckungsprozess. Anders als beim Industriecluster ist das Verbindende nicht die Branche, sondern das soziale Netzwerk, das Inspiration liefert, einem Erfolgreichen nachzueifern. Deutschland ist viel unternehmerischer als wir vermuten. 10. Regionale Streuung In den meisten Ländern dieser Welt ist die Intelligenz an einem Ort, in der Regel in der Hauptstadt, konzentriert. Wenige Länder sind so dezentral strukturiert wie Deutschland. Selbst auf dem Lande findet man bei uns überall Weltklasseunternehmen. Ich halte diese regionale Streuung für einen enormen Vorteil. Selbst in den neuen Bundesländern sind mittlerweile 45 Hidden Champions entstanden. 11. Duale Berufsausbildung Dieses in der Welt einmalige System wird regelmäßig als eine der wichtigsten Ursachen der deutschen Wettbewerbsstärke genannt - mit Recht. „Deutschland steht sehr gut © DPA Ein Erfolgsmodell Unternehmerische Erfolgsgeheimnisse: Deutschlands Stärke hat 13 Grün... http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/unternehmerische-erf... 3 von 4 16.10.2012 10:48 © Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH 2012 Alle Rechte vorbehalten. da“, heißt es in einer Studie der OECD zur beruflichen Bildung aus dem Jahre 2010. Dem ist nichts hinzuzufügen, außer vielleicht, dass immer mehr Länder versuchen, das deutsche System nachzuahmen. 12. Geostrategische Mittellage Selbst in Globalia, der globalisierten Welt der Zukunft, existieren Distanzen und Zeitzonen. Deutschland hat in dieser Hinsicht eine einzigartige Mittellage. Wir können innerhalb normaler Bürozeiten mit Japan und Kalifornien telefonieren. Zwischen Amerika und Asien geht das nicht, da die Zeitunterschiede zehn bis zwölf Stunden betragen. Auch unsere Reisezeiten in die wichtigsten Geschäftszentren der Welt sind kürzer als diejenigen, die Asiaten oder Amerikaner auf sich nehmen müssen. Selbst innerhalb Europas liegen wir zentral. Das sind Vorteile, die mit zunehmender Globalisierung an Gewicht gewinnen. 13. Mentale Internationalisierung Stets erforderte internationales Geschäft eine kulturelle Horizonterweiterung. „Die beste Sprache ist die Sprache des Kunden“, sagte schon Anton Fugger. Unter den großen Ländern liegt Deutschland in der mentalen Internationalisierung mit Abstand vorne. Kleinere Länder wie die Schweiz, die Niederlande oder Schweden sind allerdings noch weiter. Natürlich gibt es weitere Erklärungen. So werden oft typisch deutsche Tugenden wie Gründlichkeit oder Pünktlichkeit angeführt. Unsere Analyse belegt, dass der globale Erfolg deutscher Unternehmen, nicht auf eine einzelne Wurzel zurückgeht, sondern aus einem komplexen Bündel teilweise interagierender Ursachen entsteht. Und eine weitere wichtige Einsicht besteht darin, dass diese Ursachen nur schwer imitierbar sind. Hermann Simon versucht, wissenschaftliche Erkenntnisse und praktische Notwendigkeiten zu verbinden. Er ist Aufsichtsratsvorsitzender der Beratungsgesellschaft Simon Kucher & Partners. Der Artikel ist ein Exzerpt aus seinem neuen Buch „HiddenChampions - Aufbruch nach Globalia“ (Campus-Verlag). Quelle: F.A.Z. Hier können Sie die Rechte an diesem Artikel erwerben Unternehmerische Erfolgsgeheimnisse: Deutschlands Stärke hat 13 Grün... http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/unternehmerische-erf... 4 von 4 16.10.2012 10:48

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